Zum Wohle der Natur: Gymnasium Sarstedt will Wildbienen helfen

Nistkasten und Beet sollen Fluginsekten das Überleben und Vermehren vereinfachen / Naturschtuzbund sieht dringenden Handlungsbedarf beim Insektenschutz – Stadt Sarstedt rüstet auf

Die Wildbiene hat in deutschen Städten einen schweren Stand. Es fehlen sowohl Nistplätze als auch Futterstellen für den meist kleineren Artgenossen der bekannten Honigbiene. Das Sarstedter Gymnasium hat nun reagiert und einen großen Nisthilfenplatz errichtet – die Stadt möchte in Kürze mitziehen. „Die Tiere hätten hier nicht die geringste Chance”, erläutert Projektleiter und Biologie-Lehrer André Henke. Er deutet auf ein Areal direkt neben dem Haupteingang der Schule. Die Wiese ist abgemäht und vertrocknet, die wenigen Büsche an den Seiten kurz geschnitten – keine Chance auf Nahrung für wilde Insekten. Das wollte Henke ändern. Zusammen mit seiner Forscher-AG plante er eine Brut- und Futterstation. Zusammen stachen Schüler und Lehrer ein Wildblumenbeet in den Rasen, das inzwischen diverse Tiere wie Hummeln, Wespen oder Bienen nutzen. „Die Pflanzen brauchen nicht viel, daher können sie selbst das aktuelle Wetter relativ unbeschadet überstehen”, sagt Henke. Einige Meter weiter steht seit den Osterferien ein großer Holzschrank, eigenhändig gebaut von Karl-Heinz Auer, dem technischen Assistenten der Schule. Neben dem Dach als Regenschutz ist ein Gitter vorgebaut – „damit die Spechte nicht rangehen”, so Henke. Eine knappe Woche brauchte Auer dafür, nun soll er mit Innenleben gefüllt werden. Damit das klappt, hat die Forscher-AG einiges vorbereitet: Da Wildbienen im Gegensatz zur Honigbiene nicht in Staaten leben, sondern Einzelgänger sind, suchen sie sich kleine Halmöffnungen oder Löcher in Totholz, um ihren Nachwuchs unterzubringen. Manche können sich mit ihren Mundwerkzeugen auch selber Nester bohren, wie Dieter Goy, der zweite Vorsitzende des Hildesheimer Kreisverbandes des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), erläutert – auch daran wurde bei dem Nistplatz gedacht. „Das Thema liegt uns sehr am Herzen”, sagt Goy. Das Insektensterben nimmt seit einigen Jahren stark zu. Der Nabu verzeichnet in den vergangenen Jahrzehnten einen „dramatischen Rückgang der Fluginsekten”. Wurden 1995 in Untersuchungsfallen noch Tiere mit einem Gesamtgewicht von 1,6 Kilogramm gefangen, sind es heutzutage noch etwa 300 Gramm. Um dem entgegenzuwirken, bittet der Nabu um Mithilfe: Auf seiner Internetseite zeigt er Anleitungen für kleine selbstgebaute Nisthilfen. „Auch die Stadt Sarstedt möchte in Kürze vier weitere Kästen aufstellen“, sagt Goy, „für die Wildbienen gibt es noch Hoffnung.“

Keine Angst vor Wildbienen
Angst vor einer Bienenattacke in der Nähe der Kästen ist nicht nötig; Wildbienen sind deutlich kleiner und harmloser als ihre Honig produzierenden Artverwandten. Aufgrund ihrer Größe können sie die menschliche Haut mit ihrem Stachel kaum durchdringen – das wollen sie aber auch gar nicht. Wildbienen sind sehr friedfertige Zeitgenossen. Sie würden bei Gefahr eher fliehen; einen Stich zu provozieren, ist nahezu unmöglich. In ihrem Verhalten ähneln sie dabei stark der Hummel. Auch diese wehrt sich nur im äußersten Notfall, wenn sie ihr Nest bedroht sieht. Entgegen dem Volksglauben hat auch sie einen Stachel – „beißen“ tut sie nicht.

Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 24.08.2018